Der Held aus Don't Look Now ist ein rationaler Mann, der weder an das Übersinnliche oder ein Leben nach dem Tod glaubt. Im Verlauf des Films werden seinen Überzeugungen in sich zusammen brechen. Der Mann wird zerstört werden. Don't Look Now führt ausserdem zwei Frauen ein, die eine Verbindung zum Übersinnlichen herstellen können. Dagegen stehen die analytischen Männer, gefangen in ihrer Verweigerungshaltung: Der Polizist, der Bischof und der Architekt. Die Frauen versuchen sie zu warnen, doch - umsonst. Nicolas Roegs Horror Klassiker wirkt nicht einfach durch Angst und Schrecken. Das wäre viel zu leicht! Roeg lässt uns eindringen in die Seele eines Mannes, der sich nicht mehr zu wehren weiss gegen eine Furcht die wächst und wächst... Roeg und sein Editor Graeme Clifford werfen uns dafür von einem beunruhigenden Bild in das nächste. Fast wirkt der ganze Film dadurch wie ein Fragment. Der Himmel ist regnerisch und grau; John und Laura Baxter (Donald Sutherland und Julie Christie) befinden sich in ihrem Landhaus. Während sie drinnen vor dem Kamin sitzen, spielen draussen die Kinder. Keinen einzigen Moment lang, fühlt man sich behaglich, keines der Bilder suggeriert Sicherheit! Der Vater studiert venezianische Kirchen. Die Tochter Christine, die einen leuchtend roten Regenmantel trägt, spielt in der Nähe eines Teichs. Christines Ball fällt in den Tümpel und im gleichen Moment verschüttet der Vater sein Glas und ein blutroter Fleck breitet sich langsam über dem gesamten Bild aus... Schnitt. Ein roter Regenmantel in einer venezianischen Kirche huscht vorbei. Schnitt. Draussen Christines roter Mantel im Teich. Irgendetwas bringt John dazu, aufzublicken, dann rennt er wie ein Wahnsinniger aus dem Haus. Er findet den toten Körper seiner Tochter, bricht zusammen, stösst einen animalischen Laut tiefster Klage aus. In dieser Szene wird nicht nur der Verlust der Baxters spürbar, hier wird der gesamte visuelle Stil des Films zusammen gefasst. Einige Einstellungen werden folgen, die wie aus der Zeit gerissen wirken, andere werden Zukünftiges vorwegnehmen. Christines Tod verfolgt das Ehepaar bis nach Venedig, dort wo John eine Kirche restauriert, wo ein Killer in Serie mordet, eine Leiche im Kanal geborgen wird und die Puppe eines Kindes am Ufer liegt. Der rote Regenmantel verbindet das schreckliche Ereignis am Teich mit dem Geschehen in Venedig: Eine kleine Figur im Regenmantel der Tochter versteckt sich vor John und flüchtet. Ist es der Geist Christines? Wir werden diese kleine Figur noch öfter sehen und ihr roter Mantel ist das Markanteste vom ganzen Film. Während Roeg alle bilder in dunklen Tönen gehalten hat, wirkt das Rot wie ein Farbspritzer. Die Farbe Rot verbindet den Tod der Vergangenheit mit der Zukunft. Die Baxters haben aus Liebe geheiratet. Der Tod der Tochter aber verwüstet diese Ehe und zwischen beiden breitet sich stille Trauer aus. In der Toilette eines Restaurants trifft Laura auf zwei englische Schwestern, Heather (Hilary Mason) und Wendy (Clelia Matania). Die blinde Heather erzählt Laura, sie hätte Christine beim Frühstück mit ihren Eltern gesehen: “She’s happy now!”. Laura zweifelt zunächst, beginnt dann aber mit voller Freude an diese Vision zu glauben. In der folgenden Nacht lieben sich die Baxters zum ersten Mal seit Christines Tod wieder. Die Sex-Szene zelebriert die ganze Leidenschaft und Wahrhaftigkeit der Ehe, wobei der Schnitt sie zwischendurch bereits beim Ankleiden einblendet. Gerade lieben sie sich noch, doch bald werden sie getrennt sein. Eben waren sie noch voller Passion, im nächsten Moment erleben wir sie wieder in Gedanken verloren. Es ist schmerzhaft, wie der Film mit den Ebenen der Zeit umgeht und darauf beharrt, dass unsere Zukunft bereits in der Gegenwart begriffen ist. Alles wird vorübergehen, selbst diese leidenschaftliche Liebe. Venedig wirkt wie eine verdammte Stadt. Die Kanäle sind voller Ratten und es gibt kaum eine Szene, in welcher die Strassen belebt sind. Alles wirkt vereinsamt und verloren. Anthony B. Richmond filmt einen Gang durch die Stadt im Winter so, als wandele man im Traum. Während Laura den beiden Schwestern glaubt, ihre Tochter sende ihnen Botschaften, ist John nur von einem überzeugt: “Our daughter is dead. Dead, dead, dead, dead, dead.” Obwohl er selbst nicht daran glaubt, wissen aber die Schwestern: John hat die Gabe, er hat das zweite Gesicht. Würde man den Plot von Don't Look Now zusammenfassen, müsste man ihn als klassischen Horror bezeichnen. Der visuelle Stil, das Schauspiel, die Stimmung aber verleihen Don't Look Now seine unheimliche Kraft! Ständig befürchten wir, etwas Schreckliches würde geschehen... Das ist es und nicht die Action, was Don't Look Now ausmacht! Die Erklärung all dessen? Oberflächlich. Die Furcht stets greifbar. Der Film basiert auf einem Roman von Daphne Du Maurier, seine Tiefe aber bekommt er durch den Schnitt: Die "revolutionären" russischen Filme der 20er versuchten durch ihre Montage, einzelne Szenen miteinander zu verknüpfen. Nicolas Roeg aber verknüpft Szenen, die nur scheinbar zusammen gehören. Genau wie John Baxter können wir uns nie sicher sein, was wir sehen: Existiert es? Existiert es nicht? Diese Freiheit nehmen sich die ersten fünf Nicolas Roeg Filme - seine Meisterwerke: Die Fotografie beschwört bestimmte Stimmungen, der Schnitt verstärkt sie sogar noch! Ganz gleich, was die rote Figur in Don't Look Now ist oder zu sein scheint - es mutet ganz willkürlich an! Das ist ein Film, der sich jeder Rationalität entzieht! -
The hero in Don't Look Now is a rational man who believes neither in the supernatural nor in life after death. In the course of the film his convictions will collapse. The man will be destroyed. Don't Look Now also introduces two women who can connect to the supernatural. The analytical men, trapped in their attitude of refusal, stand against this: the policeman, the bishop and the architect. The women try to warn them, but - for nothing. Nicolas Roegs horror classic does not simply work through fear and terror. That would be far too easy! Roeg lets us penetrate into the soul of a man who no longer knows how to defend himself against a fear that grows and grows... Roeg and his editor Graeme Clifford throw us from one disturbing picture to the next. Almost the whole movie seems like a fragment. The sky is rainy and grey; John and Laura Baxter (Donald Sutherland and Julie Christie) are in their country house. While they sit inside in front of the fireplace, the children play outside. Not for a single moment does one feel comfortable, none of the pictures suggest security! The father studies Venetian churches. The daughter Christine, wearing a bright red raincoat, plays near a pond. Christine's ball falls into the pond and at the same moment the father spills his glass and a blood-red spot slowly spreads over the whole picture... Cut. A red raincoat in a Venetian church flits by. Cut. Outside Christine's red coat in the pond. Something makes John look up, then he runs out of the house like a madman. He finds his daughter's dead body, collapses, and makes an animal sound of deepest lament. In this scene not only the loss of the Baxters becomes noticeable, here the whole visual style of the film is summarized. Some shots will follow, which seem to be torn out of time, others will anticipate the future. Christine's death follows the couple to Venice, where John restores a church, where a serial killer murders, a corpse is recovered in the canal and a child's doll lies on the shore. The red raincoat connects the terrible event at the pond with the events in Venice: a small figure in the daughter's raincoat hides from John and flees. Is it the spirit of Christine? We will see this little figure even more often and her red coat is the most striking of the whole film. While Roeg has kept all the pictures in dark tones, the red seems like a splash of paint. The color red connects the death of the past with the future. The Baxters married for love. The death of their daughter, however, devastates this marriage and between the two quiet mourning spreads. In the toilet of a restaurant Laura meets two English sisters, Heather (Hilary Mason) and Wendy (Clelia Matania). Blind Heather tells Laura that she saw Christine at breakfast with her parents: "She's happy now! Laura doubts at first, but then starts to believe in this vision with joy. The following night, the Baxters love each other for the first time since Christine's death. The sex scene celebrates all the passion and truthfulness of marriage, with the cut fading in as they dress. They just love each other, but soon they will be separated. A moment ago they were still full of passion, the next moment we experience them lost in thought again. It is painful how the film deals with the levels of time and insists that our future is already understood in the present. Everything will pass, even this passionate love. Venice seems like a damn city. The canals are full of rats and there is hardly a scene where the streets are alive. Everything seems lonely and lost. Anthony B. Richmond films a walk through the city in winter as if you were walking in a dream. While Laura believes the two sisters that their daughter is sending them messages, John is only convinced of one thing: "Our daughter is dead. Dead, dead, dead, dead, dead." Although he doesn't believe in it himself, the sisters know: John has the gift, he has the second face. If one were to summarize the plot of Don't Look Now, one would have to call it classic horror. But the visual style, the acting, the mood give Don't Look Now its uncanny power! We are always afraid that something terrible will happen... That's what Don't Look Now is all about, not the action! The explanation of all this? Superficially. The fear always tangible. The film is based on a novel by Daphne Du Maurier, but it gets its depth through editing: The "revolutionary" Russian films of the 20s tried to link individual scenes with each other through their montage. N
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Here it is, this classic
Here it is, this classic nightmare slash grief drama that haunted my mind when I was younger. The incredible build up to find little red riding hood and when she turns around and shows her face, I felt like I was going to faint.
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