1965 hat Masaki Kobayashi Kwaidan, eine Komposition aus vier Geistergeschichten, fertiggestellt. Ein Film, der uns auch vor Augen führt, wie mündlich weitergegebenes Volksgut seinen Weg findet, wie es niedergeschrieben und schliesslich verfilmt wird. Wer das schmucke Booklet der DVD einmal durchblättert, wird feststellen, wenn er die Original Geschichten liest, wie respektvoll der Film mit ihnen umgeht. Darüber hinaus aber bietet Kwaidan eines der ungewöhnlichsten, der einzigartigsten Set Designs der Filmgeschichte! Fraglos stand Kwaidan ein ausserordentliches Budget zur Verfügung und das sieht man in den nahezu drei Stunden! Eine technische Revolution und natürlich genauso eine künstlerische! Die Geistergeschichten besitzen nie den Selbstzweck, uns mit billigen Schock-Effekten zu überraschen; das Werk lebt von seiner Atmosphäre, den Emotionen, die herausbeschworen werden. Das Übernatürliche ist der Schlüssel zum menschlichen Bewusstsein. In dieser antiken Welt, die Kwaidan vor uns entstehen lässt, ist es nicht der Geist, der uns erschrecken lässt, es ist der Mensch. Wir müssen da nicht nur Kwaidan, sondern auch frühere Filme von Masaki Kobayashi vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs begreifen. Am tiefsten verunsichert hat mich die erste Erzählung, in der ein arroganter Samurai seine geliebte Frau verlässt, um eine "bessere Partie" zu machen. Als er schliesslich reumütig nach Kyoto zurückkehrt zu ihr, verbringt er nicht mit seiner Frau, sondern ihrem Geist eine Nacht. Das Haus selbst liegt da, wie er es verliess, bevor seine Frau, ungeschützt, von umherziehenden Samurais vergewaltigt und getötet wurde... Es ist ihr langes schwarzes Haar, das den Ungetreuen schliesslich erstickt. Eine klassische Geschichte, die da inmitten der expressionistischen Sets entwickelt wird. Kwaidan darf als Bindeglied des tradionellen japanischen Kinos und der radikalen Neuen Welle der 60er gelten. Mit einem Zen-philosophischen Ansatz wird das menschliche Leid im unvermeidbaren Lauf der zeit betrachtet - das aber geschieht eben auch kontrovers und politisch engagiert! In dem Sinne wie Kwaidan etwas Anti-Autoritäres anhaftet, hat auch Masaki Kobayashi sein dickes Budget investiert ohne Rücksicht auf das Filmstudio zu nehmen. - Masaki Kobayashi Kwaidan, a composition of four ghost stories, was completed in 1965. A film that also shows us how orally transmitted folklore finds its way, how it is written down and finally made into a film. If you leaf through the nice booklet of the DVD, you will find out, when you read the original stories, how respectfully the film treats them. But Kwaidan also offers one of the most unusual, unique sets of designs in film history! Undoubtedly, Kwaidan had an extraordinary budget at his disposal and you can see that in almost three hours! A technical revolution and of course an artistic one too! The ghost stories never have the end in themselves to surprise us with cheap shock effects; the work lives from its atmosphere, the emotions that are evoked. The supernatural is the key to human consciousness. In this ancient world that Kwaidan creates before us, it is not the spirit that frightens us, it is man. We must understand not only Kwaidan, but also Masaki Kobayashi's earlier films against the background of the Second World War. The first story in which an arrogant samurai leaves his beloved wife in order to play a "better game" has made me most insecure. When he finally returns repentantly to Kyoto, he does not spend a night with his wife, but with her spirit. The house itself lies there as he left it, before his wife, unprotected, was raped and killed by wandering samurai... It is her long black hair that suffocates the unfaithful. A classic story developed in the midst of the expressionist sets. Kwaidan can be regarded as the link between traditional Japanese cinema and the radical New Wave of the 60s. With a Zen-philosophical approach, human suffering is viewed in the inevitable course of time - but this also happens controversially and politically engaged! In the sense that Kwaidan has something anti-authoritarian about him, Masaki Kobayashi has also invested his large budget without taking the film studio into consideration.
Do, 27/03/2014 - 16:53
Directed by:
Masaki Kobayashi
Schauspieler:
Rentarô Mikuni
Michiyo Aratama
Misako Watanabe
Video:
Trailer
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