Im Mai 1968 waren es drei Dinge, die unseren Planeten bewegten: Sex, Politik und das Kino. In Paris weitete sich die Amtsenthebung von Henri Langlois, dem legendären Gründer der Cinematheque Francais zu einer Revolte aus mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen. Barrikaden in den Strassen, Molotows und Zusammenstösse mit der Polizei - eine Vertrauenskrise. Es ist heute bestimmt nicht mehr vorstellbar, welch immensen Einfluss die neue Generation der Filmemacher damals hatte. Einer von ihnen war Bernardo Bertolucci, der als verlängerter Agitprop Arm der Revolution diente. Wenn mein Vater mit seinen Geschwistern zusammen sitzt und über diese Zeit in nostalgischen Erinnerungen schwelgt, kann man nachvollziehen, was The Dreamers hier an Erinnerungen wieder aufleben lässt. Es ist wie einer dieser Abende bei uns, an dem die ehemaligen "Revolutionäre" von ihren Heldentaten berichten. Mit nur 24 Jahren drehte Bertolucci sein Debüt - ein politisches Manifest. Später sollte er mit expliziter Nacktheit die Kunst seiner Zeit "modifizieren" (Ich denke, in etwa so sprach man damals tatsächlich über Filme). Ich denke, es ist wichtig, sich über diesen Hintergrund klar zu werden. Bertoclucci jedenfalls, hatte all das mit Sicherheit im Hinterkopf als er The Dreamers filmte. Er schliesst an seinen legendären Klassiker aus dem Jahr 1972 an. Wieder ist die Handlung auf ein Pariser Apartment beschränkt. Wieder erleben wir grenzüberschreitenden Sex. In einem überaus symbolischen Moment schliesslich, fliegt ein Stein durchs Fenster - die Revolution erlöst unsere drei Helden aus ihrer introvertierten Liebes-Triangel. Doch von vorn. Matthew (Michael Pitt), ein junger Amerikaner aus Kalifornien, kommt nach Paris, um dort zu studieren. Er trifft auf die Zwillinge Isabelle (Eva Green in ihrer ersten grossen Rolle) und Theo (Louis Garrel, ebenfalls in seinem ersten grossen Auftritt). Sie sind die Kinder eines berühmten französischen Poeten und seiner britischen Frau. Fast ihre gesamte Zeit verbringen sie mit Filmen. Die Dialoge können sie auswendig und vor allem zur richtigen Zeit in ein Gespräch einbauen. Einmal witzelt Isabelle über Matthew: "You're awfully clean for someone who goes to the cinema so much." Er ist viel mehr als das: Ein unschuldiger, idealistischer Yankee. Das sind die Kinder des Kinos, die Jünger der französischen Neuen Welle. Wer schritt in welchem Film die Champs Elysees auf und ab, um den New York Herald Tribune zu verkaufen? Fragen wie diese, gehören in Bertoluccis Film unbedingt dazu! In The Dreamers gehts aber um mehr als ein blosses Kino-Quiz. Sex ist die Grundlage. Matthew trifft die Zwillinge auf einer Langlois Demo (die Bertolucci geschickt mit Footage Material von Jean-Pierre Leaud verpackt und einige der legendären Regisseure kurz durchs Bild huschen lässt). Matthew ist glücklich und schreibt seinen Eltern; "I have at last met some real Parisians!". Nach und nach aber wird er in dem Apartment der Zwillinge in ihre sexuelle Welt gezogen. Mittels eines Ratespieles gewinnt Theo und verordnet Matthew, dass er mit Isabelle schlafen muss. Matthew, obwohl betrunken und auf Droge, weiss, dass etwas falsch läuft. Isabelle aber ist von so überirdischer Schönheit, dass er sich darauf einlässt... The Dreamers ist ein Film von grandioser Schönheit, Bertolucci einer der grossen "Maler" des Kinos - fast ein alter Meister! Hingebungsvoll wirft er seine drei Charaktere immer wieder in klassische Fimszenen. Solche Referenzen werden mal mehr und mal weniger subtil vorgetragen - unmöglich sie alle zuzuordnen! Ich denke, der Titel rührt daher, weil die Drei eben so lange träumen, bis der Stein durch ihr Fenster saust. Die Realität mit Tränengas und Molotow Cocktails bricht schliesslich ein in ihre Abgeschiedenheit. Uns wird bewusst, dass weder das Kino noch die sexuelle Befreiung je die Welt hätten ändern können - obwohl das bestimmt eine Zeit lang so schien. Macht und Geld sind der Antrieb jeder Veränderung. Matthew kann den Zwiilingen draussen im Zuge der Strassenkämpfe nicht folgen. Er verlässt sie in die entgegengesetzte Richtung. Wer weiss, was aus seiner Zukunft wird? Vielleicht wird er eines Tages der Regisseur von The Dreamers? -
In May 1968 there were three things that moved our planet: sex, politics and cinema. In Paris, the ouster of Henri Langlois, the legendary founder of the Cinematheque Francais, escalated into a revolt aimed at overthrowing the government. Barricades in the streets, Molotovs and clashes with the police - a crisis of confidence. It is certainly no longer imaginable today what an immense influence the new generation of filmmakers had back then. One of them was Bernardo Bertolucci, who served as the extended agitprop arm of the revolution. When my father sits together with his siblings and indulges in nostalgic memories about this time, one can understand what The Dreamers brings back to life here in memories. It's like one of those evenings with us, when the former "revolutionaries" report on their heroic deeds. Bertolucci made his debut at the age of 24 - a political manifesto. Later he was to "modify" the art of his time with explicit nudity (I think that's how people actually talked about films back then). I think it's important to be clear about this background. Bertoclucci, in any case, certainly had all this in mind when he filmed The Dreamers. He follows on from his legendary 1972 classic. Again, the plot is limited to a Paris apartment. Again we experience cross-border sex. Finally, in an extremely symbolic moment, a stone flies through the window - the revolution releases our three heroes from their introverted love triangle. But from the beginning. Matthew (Michael Pitt), a young American from California, comes to Paris to study. He meets the twins Isabelle (Eva Green in her first big role) and Theo (Louis Garrel, also in his first big appearance). They are the children of a famous French poet and his British wife. They spend most of their time in movies. The dialogues they can build into a conversation by heart and especially at the right time. Once Isabelle jokes about Matthew: "You're awfully clean for someone who goes to the cinema so much." He is much more than that: An innocent, idealistic Yankee. These are the children of cinema, the disciples of the French New Wave. Who went up and down the Champs Elysees in which film to sell the New York Herald Tribune? Questions like these are a must in Bertolucci's film! But The Dreamers is about more than just a cinema quiz. Sex is the basis. Matthew meets the twins on a Langlois demo (which Bertolucci skilfully wraps with footage material by Jean-Pierre Leaud and lets some of the legendary directors flit through the picture). Matthew is happy and writes to his parents; "I have at last met some real Parisians! Gradually, however, he is drawn into the sexual world of the twins in their apartment. By means of a guessing game Theo wins and Matthew decrees that he has to sleep with Isabelle. Although drunk and on drugs, Matthew knows that something is wrong. But Isabelle is of such supernatural beauty that he gets involved... The Dreamers is a film of grandiose beauty, Bertolucci one of the great "painters" of cinema - almost an old master! He devotionally throws his three characters into classic fim scenes again and again. Such references are presented more or less subtly - impossible to assign them all! I think the title comes from the fact that the three of them dream for as long as it takes for the stone to rush through their windows. Reality with tear gas and Molotov cocktails finally breaks into their seclusion. We realize that neither cinema nor sexual liberation could ever have changed the world - although it must have seemed so for some time. Power and money are the driving forces of all change. Matthew cannot follow the twins outside in the street fights. He leaves them in the opposite direction. Who knows what will happen to his future? Maybe one day he will become the director of The Dreamers?
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Kommentare
Eure letzten KommentareDas Politische kommt viel zu
Das Politische kommt viel zu kurz, auch die Ereignisse um Langlois, der ja auch Bertolucci unterrichtete. Hier gehts vor allem um die Brüste von Eva Green. So ist das mit den alternden Filmemachern. Erzählt ist der Film aber rund und bietet so leidlich gute Unterhaltung.
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