Klingt das wie eine Utopie? Das deutsche Kino im wahrsten Sinne des Wortes ein populäres Kino – ein Massenphänomen. Ganz nahe dran am Publikum, seinen Wünschen, Ängsten und Hoffnungen, weil zwischen der Filmidee und der Premiere nur ein paar Monate vergehen (nicht etwa vier Jahre!). Über das Projekt wird nicht bürokratisch durch staatliche Fördergremien entschieden, sondern es sind Filmproduzenten und Banken, die es ermöglichen. Das Rückrad: Ein Star-System. Die deutschen Filme lassen sich überall hin exportieren, genauso wie die Deutschen massenhaft Filme aus Frankreich oder Italien sehen wollen. In einem Jahr werden 817 Millionen Kinokarten verkauft und längst existieren Verleihfirmen mit erfahrenen Kameramännern, Maskenbildnern, Filmarchitekten und und und. Dem Zuschauer wird ein Reichtum an Genres und Stars geboten! Diese Utopie beschreibt recht treffend das bundesdeutsche Kino der Nachkriegszeit und der 50er Jahre. Eine Zeit, in der deutsche Filme viel höher in der Gunst des Publikums standen als amerikanische - und europäische Produktionen einen Marktanteil von 30% innehielten! Eine schöne Geschichte der Zeit ist die des West-Berliner Filmproduzenten Arthur Brauner, der als einziger diese Phase überdauerte. Brauner war Jude und entwarf in den 40ern den autobiographisch geprägten Film Morituri (1948) über die NS Zeit. Ein Flop, was angesichts seiner neu gegründeten Firma ruinös sein konnte. Deshalb setzte Brauner auf „Risikoausgleich“, produzierte ambitionierte Filme als auch leichte Komödien, Heimatfilme und Remakes. Die Filme der ersteren Gruppe sind auch heute nahezu unbekannt: Fünf Unter Verdacht (1950) von Kurt Hoffmann, Epilog (1950) von Helmut Käutner, der eine korrupte Gesellschaft zeigt, Sündige Grenze (1951) von Robert A. Stemmler über einen sozialen Brennpunkt oder Die Spur Führt Nach Berlin (1952) von Frantisek Cap, der in den Ruinen Berlins spielt. Filme, die manchmal aussehen wie der italienische Neorealismus und beunruhigend wirken. Doch „anspruchsvolle“ Filme waren eben ein Risiko. Wer wollte schon die Vergangenheit oder das Elend der Jetzt-Zeit sehen? Kriegstraumatisierte Mörder in Die Letzten Werden die Ersten sein (1957) von Rolf Hansen, Der 20. Juli (1955) von Falk Harnack) oder Liebling Der Götter (1960) von Gottfried Reinhardt, in dem die Nazis einen Star der UFA zerstören. Absichtlich hatten die Alliierten die Branche in kleine Verleiher zerstückelt, damit nie wieder ein so schreckliches Staatskino produziert werden sollte. Ein kleiner Verleiher aber musste seine Produktionen vorab an die Kinos vermieten und dazu brauchte es Stars. Den Schauspielern kam die tragende Rolle in diesem System zu. O.W. Fischer oder Maria Schell erhielten nicht nur hohe Gagen, sondern auch Mitsprache-Rechte. Sie wurden besser bezahlt als Veteranen wie Fritz Lang, der für Der Tiger Von Eschnapur und Das Indische Grabmahl (1959) eine geringere Gage als sein „Star“ Debra Paget bekam. Rückkehrer Robert Siodmark verschwand ebenso hinter seinem Star Maria Schell in Die Ratten (1955). Die Deutschen gingen damals mindestens ein Mal pro Woche ins Kino, um ihre Lieblinge zu sehen. West-Deutsche Filme liessen sich weltweit exportieren, obwohl man später das Gegenteil behauptete. Fritz Langs „Indien-Filme, Gottfried Reinhardts Menschen Im Hotel (1959), Robert Siodmarks Der Schauspieler mit O.W. Fischer (1956) oder Mädchen In Uniform (1958) mit Romy Schneider liessen sich wunderbar im Ausland verkaufen. Wurde das Kino aber auch geachtet? In den 50ern erhielten vier deutsche Filme in Folge eine Oscar Nominierung: Helmut Käutners Der Hauptmann Von Köpenick mit Heinz Rühmann (1956), Robert Siodmarks Nachts Wenn Der Teufel Kam mit dem noch unbekannten Mario Adorf (1957), Peter Wirths Helden mit O.W. Fischer und Liselotte Pulver (1958) sowie Bernhard Wickies Die Brücke (1959). Deutsche Genre Filme gewannen auch gerne den Golden Globe: Laszlo Benedeks Kinder, Mütter Und Ein General (1955), Gottfried Reinhardts Vor Sonnenuntergang (1958) oder Rolf Thieles Das Mädchen Rosemarie (1958) sowie wiederum Wickis Brücke. Nominiert waren auch Victor Vicas Weg Ohne Umkehr (19549 und Kurt Hoffmanns Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krull (1957). Das gabs bis in die Siebziger nicht mehr! All diese Filme sind heute vergessen. 1961 aber forderte man die Entkopplung des Kinos vom Massengeschmack. Kunst oder Kasse, hiess ein Buchtitel von Walther Schmieding, der sich der Diskussion um das Filmfördergesetz annahm. Um „Kunst“ zu produzieren verlangte man Unterstützung vom Staat. 330 Millionen beträgt die heute in Deutschland pro Jahr. Was bringt es zum Ausdruck? Die Verachtung des Publikums. (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung) (Bild: https://www.google.de/search?q=wir+wunderkinder+film&source=lnms&tbm=is…:)
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