Es wird diejenigen geben, die Lars von Tiers Dancer In The Dark hassen werden und diejenigen, die den Film lieben. Idealerweise finden wir eine Lösung, in der Dancer In The Dark etwas für beide Fraktionen bietet. Der Star des Films ist Björk aus Island, die eine tschechische Migrantin spielt in Amerika. Sie arbeitet als Stanzerin und beginnt langsam zu erblinden. Selma spart für eine Operation, um auch ihrem Sohn dieses Schicksal zu ersparen. Wohl bemerkt, der Film spielt in den 60er Jahren und im Grunde dürfte es bereits zu dieser Zeit möglich gewesen sein, eine derartige OP zu bezahlen. Nun befinden wir uns aber nicht in der Realität, sondern in einem Musical. Lars von Trier hat Dancer In The Dark als Seifen-Oper konzipiert (den Plot auf seine Plausibilität hin zu kritisieren, führt deshalb zu nichts). Selma (Bjork) und ihr Sohn leben in einem Trailer hinter dem Haus von Bill (David Morse), einem Polizisten, der sie liebt (im Grunde aber dafür zu dämlich ist). Er hintergeht ihr Vertrauen und deshalb kommt es zu einer tödlichen Konfrontation beider. Das mag dümmlich wirken, doch von Trier hat es genauso angelegt. Selma wird überall hin verfolgt von Jeff (Peter Stormare), der ihr Freund sein will. Es ist wichtig zu bemerken, dass beide, Selma und Jeff, einfältige Charaktere sind, die man heute als behindert bezeichnen würde. Selma und Jeff in von Triers Film aber müssen wir uns als Figuren eines klassischen Hollywood Melodrams vorstellen. Selma hat eine gute Freundin, Kathy (Catherine Deneuve!!!), die erkennt, wie Selma erblindet und ihr helfen möchte. Selma aber ist äusserst dickköpfig... Der Film beginnt mit einem Rehearsal Selmas für die lokale Musical Produktion "The Sound Of Music". Während der Film aussieht wie ein digitales Video, erscheinen die Farben der Musik Nummern so leuchtend wie in den grossen Hollywood Produktionen. Wir müssen uns Dancer In The Dark während seiner Entstehungszeit vor Augen führen: Lars von Trier hatte zuvor das Dogma Manifest unterzeichnet, welches bedingungslosen Naturalismus zum Inhalt hat. Sein Musical aber folgt der Mode der Moderne, wobei der Plot klassische Figuren aus Hollywoods Inventar aufbietet: Die Heroine, der Bösewicht - eigene Aufopferung und heimtückischen Betrug. Hollywood Fundamentalismus. Von Trier unterlegt das mit glitschigem Modernismus. Dancer In The Dark ist anders als "normale" Filme: Nicht besonders "gut gemacht", "plausibel" oder von "gutem Geschmack". Dancer In The Dark ist auch nicht sonderlich "unterhaltsam". Er reisst die Mauern der Gewohnheit nieder, die so viel Filme tragen. Lars von Tirer geht zurück zu den Ursprüngen des Kinos. Eine kühne, rücksichtslose Geste! Björk immerhin entschloss sich nach dem Dreh, nie wieder einen Film zu machen.
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Sooner or later I will learn
Sooner or later I will learn to stop watching Lars Von Trier's films. It works in many ways but I'm not sure it could without Björk.
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