Computer Games

Ein ambitionierter Kriegsfilm, der sich nicht auf eine einfache Rollenverteilung beschränkt, das sollte es sein! Erzählt wird die Geschichte beider Konflikt-Parteien und mit beiden sollen wir uns identifizieren. Klingt das gut? Dieses millionenschwere Projekt, das vom Studio genehmigt wurde, bezieht sich auf keine historische Schlacht. Gegenüber stehen sich die Fraktionen der Horde und der Allianz vom Kontinent Azeroth. So der Plot des 2004 gestarteten Online Rollenspiels "World Of Warcraft". Duncan Jones, Regisseur ambitionierter SciFi Perlen wie Moon und seines Zeichens Sohn von David Bowie, überzeugte das Videospiel Label Blizzard und arrangierte während der letzten drei Jahre den ersten Ausflug nach Azeroth. Sein Kinofilm Warcraft - The Beginning kehrt allerdings zu den Anfängen der Videospiel-Saga zurück. Die Geschichte basiert auf den 1994 erschienen Teil "Orcs And Humans" der "Warcraft"-Reihe. Den Überblick noch nicht verloren? "Orcs And Humans" wurde fortgesetzt durch "Tides Of Darkness" sowie "Reign Of Chaos". Ein Echtzeit-Strategiespiel, aber noch kein Rollenspiel. Die Vernetzung mehrerer Spieler erfolgte erst in "World Of Warcraft". Anders als Game Of Thrones", dem so qualitätsstrotzenden Fantasy Flagschiff, leuchtet Warcraft kunterbunt - so wie ein SciFi B-Movie der 50er. Die Orks sind dabei übrigens beliebte und spielbare Charaktere (nicht nur zähnefletschende Unholde wie bei Tolkien) mit einer eigenen Kultur. Die kann von Spielern noch weiter differenziert werden. Duncan Jones ist nicht einfach in den Mainstream abgerutscht, sondern hat einen konsequenten Schritt getan. Jones denkt auch gar nicht in diesen Dimensionen. Er ist ein Geek und kein Kritiker. Bei ihm gibts nicht "Arthouse" versus "Blockbuster". Jones selbst liebt Computer Games! Wieso sollte im "Autorenfilm" ein Gesetz existieren, dass der persönliche Blick des "Auteurs" zwangsläufig einer auf die Realität sein soll? Warum denn nicht einer auf die geliebte Fantasie Welt eines Computer Games? Die Welt der Videospiel-Verfilmungen bietet ganz neue Formen des "Storytelling". Wir tauchen ein in eine medienübergreifende Spiel- und Storywelt mit ausbaufähigen Anschluss-Stellen. Hier werden die Einzelteile nicht aufgeschichtet zu einem grossen Kunstwerk (wie im klassischen Hollywood), hier entsteht ein Abenteuerspielplatz, der ständig umgebaut werden kann. Das hat wirtschaftliche Folgen: Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts galt MGM als Platzhirsch in Sachen Grossproduktion. Schleichend wurde MGM aber von Pixar, Marvel und Lucasfilm abgelöst (die alle zu Disney gehören). Marvel, vom Comicverlag zum Studio mutiert, dient als Vorbild. Der Mythenkatalog des Verlags wird nach und nach auf die Leinwand übertragen. Nicht linear, sondern mit zahlreichen Einstiegspunkten. Blizzard, die "World Of Warcraft" Konstrukteure, heuerten deshalb einen ehemaligen Disney Mitarbeiter an, um den Übergang vom Spiel zum Film zu betreuen. Nach Warcraft soll die Umsetzung von "Call Of Duty" und "Skylander" folgen... Auch Handyspiele wie "Angry Birds" gibts bald im Kino. Die Vorgeschichte des Konflikts wütender Vögel und hinterhältiger Schweine wird vom Simpsons Drehbuchautoren Jon Vitti vorbereitet. Wie das misslingen kann, beweist das Desaster von Pixels mit Adam Sandler. Die Verfilmung eines Spiels ohne Narration gelingt eben nicht einfach so! Spiele ohne Handlung setzt man am besten als Retro-Referenz um. Geschehen so in Tron: Legacy (2010). In Angry Birds soll deshalb eine Vorgeschichte eingefügt werden, die als Grundlage für den abendfüllenden Spielfilm dient. Bisher ist die Reihe an verunglückten Verfilmungen von Games lang: Super Mario, Street Fighter oder Doom - und ganz zu schweigen von den Uwe Boll Rohrkrepierern. All diese Games basieren auf der Wiederholung einzelner Abläufe, nicht auf einer Geschichte. Seitdem gilt: Spiele ohne Handlung werden nicht in eine filmische Form gezwängt, sondern nur als Bausteine benutzt. Bevorzugt werden aber Spiele mit erzählerischen Strukturen. Das Genre der Rollenspiele, zu denen "Warcraft" zählt, kombiniert erzählerische Elemente mit strategischen Spielaufgaben. Die Hintergrund-Mythologie wird schon durch die Schauplätze der Welt Azeroth angedeutet, die Duncan Jones nun beflügt. Auch Action-Adventures bieten gute Vorlagen, da sie nicht nur Standartsituationen enthalten, sondern auch Puzzle-Aufgaben und Sequenzen, die wir aus dem klassischen Genre-Kino kennen. Silent Hill, basierend auf der japanischen Spiele-Reihe, ist so eine gelungene Umsetzung! Gamedesigner Jordan Mechner durfte sich sogar einen Traum erfüllen und wandelte sein "Prince Of Persia" als Drehbuchautor zum Abenteuerfilm um. Zahlreiche Genre-Variationen bietet die Resident Evil Reihe. Die Filme entwickeln eine Parallelhandlung zu den Spielen, kreuzen manchmal Handlungspfade der Games, bleiben insgesamt aber eigenständig. Diese Wechseldynamik entfaltet mittlerweile sogar Arthaus Affinitäten. Duncan Jones wird nicht der einzige "Auteur" im Gebiet der Game-Verfilmungen bleiben. Ende des Jahres soll die Umsetzung von "Assassin's Creed" starten vor historischen Hintergründen wie dem Florenz der Renaissance, dem London des viktorianischen Zeitalters oder dem Paris der Revolutionszeit. Engagiert wurden Michael Fassbender und Marion Cotillard unter der Regie von Justin Kurzel - kurz, das Team der letzten Macbeth Verfilmung. Angestrebt wird nicht die eine bemühte Adaption, sondern eine Vielfalt von Interpretationen. Denn jede Geschichte hat zwei Seiten, Videogames können aber noch ein paar weitere Blicke eröffnen. Und die Zukunft Hollywoods? 3D mag formal Neuland betreten. Die Umsetzung von Games zu Filmen unter Beibehaltung des Charakters der Spiele (Stichworte: mehrere Anschlusspunkte, unterschiedliche Perspektiven) bietet aber auch strukturell neue Ansätze des Erzählens. Das Game entwickelt die Standarts von Kinofilmen, der Kinofilm übernimmt die Vielschichtigkeit der Spiele. (Wir stellen nicht die Filme, nur die links zur Verfügung) - An ambitious war movie that is not limited to a simple distribution of roles, that's what it should be! It tells the story of both conflict parties and we should identify with both. Does that sound good? This million-dollar project, approved by the studio, doesn't refer to a historical battle. Opposite are the factions of the Horde and the Alliance of the Continent of Azeroth. This is the plot of the online role-playing game "World Of Warcraft" launched in 2004. Duncan Jones, director of ambitious SciFi pearls like Moon and his son David Bowie, convinced the video game label Blizzard and arranged the first trip to Azeroth during the last three years. His feature film Warcraft - The Beginning, however, returns to the beginnings of the video game saga. The story is based on the 1994 "Orcs And Humans" part of the "Warcraft" series. You haven't lost track yet? "Orcs And Humans" was continued by "Tides Of Darkness" and "Reign Of Chaos". A real-time strategy game, but no role-playing game yet. The networking of several players took place in "World Of Warcraft". In contrast to "Game Of Thrones", the fantasy flagship with such high quality, Warcraft shines brightly - like a SciFi B movie of the 50s. By the way, the orcs are popular and playable characters (not just teeth biting fiends like in Tolkien) with their own culture. This can be further differentiated by players. Duncan Jones has not simply slipped into the mainstream, but has taken a consistent step. Jones doesn't even think in these dimensions. He is a geek and not a critic. He doesn't have "Arthouse" versus "Blockbuster". Jones himself loves computer games! Why should there be a law in the "author's film" that the personal view of the "auteur" should inevitably be one of reality? Why not one on the beloved fantasy world of a computer game? The world of video game filming offers completely new forms of "storytelling". We dive into a cross-media game and story world with expandable connection points. Here the individual parts are not piled up to form a large work of art (as in classic Hollywood), here an adventure playground is created that can be constantly rebuilt. This has economic consequences: Until the middle of the 20th century, MGM was regarded as the top stag when it came to large-scale production. However, MGM was gradually replaced by Pixar, Marvel and Lucasfilm (all of whom belong to Disney). Marvel, who mutated from a comic publisher to a studio, served as a role model. The publisher's myth catalogue is gradually transferred to the big screen. Not linear, but with numerous entry points. Blizzard, the "World Of Warcraft" constructors, hired a former Disney employee to oversee the transition from game to film. After Warcraft, the implementation of "Call Of Duty" and "Skylander" will follow... Also mobile games like "Angry Birds" will soon be available in the cinema. The prehistory of the conflict of angry birds and sneaky pigs is being prepared by Simpson's screenwriter Jon Vitti. The disaster of Pixels with Adam Sandler proves how this can fail. The filming of a game without narration doesn't just succeed! Games without a plot are best implemented as a retro reference. Done in Tron: Legacy (2010). In Angry Birds, a prehistory is to be inserted that will serve as the basis for the feature-length film. So far, the series of Games movies that have had accidents is a long one: Super Mario, Street Fighter or Doom - not to mention the Uwe Boll pipe wreckers. All these games are based on the repetition of individual sequences, not on a story. Since then, games without an action are not forced into a cinematic form, but are only used as building blocks. However, games with narrative structures are preferred. The genre of role-playing games, to which "Warcraft" belongs, combines narrative elements with strategic game tasks. The background mythology is already hinted at by the locations of the world of Azeroth, which Duncan Jones is now inspiring. Action adventures also offer good templates, as they not only contain standard situations, but also puzzle tasks and sequences that we know from classic genre cinema. Silent Hill, based on the Japanese game series, is such a successful implementation! Gamedesigner Jordan Mechner even had a dream come true and transformed his "Prince Of Persia" into an adventure film as a scriptwriter. The Resident Evil series offers numerous genre variations. The films develop a parallel plot to the games, sometimes crossing plot paths of the games, but overall remain independent. This dynamic of change has meanwhile even unfolded Arthaus affinities. Duncan Jones will not be the only "Auteur" in the field of game development.