Fr, 04/12/2020 - 18:25
Directed by:
Vittorio De Sica
Schauspieler:
Rinaldo Smordoni
Franco Interlenghi
Annielo Mele
Video:
Trailer
FREE ON YOUTUBE (DU FINDEST DEN GANZEN FILM FREI AUF YOUTUBE) Vittorio de Sicas Filme handeln von der Tragik des Alltags. Vom Schmerz - aber auch von der Schönheit des Lebens! Wenn du de Sica als Schauspieler kennst, wirst du dich wundern, wie dieser attraktive Mann, der am liebsten in sentimentalen Liebes-Komödien den Kavalier gibt, einer der grössten tragischen Filmemacher überhaupt werden konnte? Eines aber, wirst du bemerken, wenn du de Sicas neorealistische Filme zwei Mal siehst: Genauso wie seine leichten Komödien sind auch seine Sozial-Dramen grosse Publikumsfilme! Im Grunde übernahm de Sica vieles, was er als Schauspieler gelernt hatte in seinen Regie-Arbeiten. Es gibt diese berühmte Aussage de Sicas, dass JEDER in der Lage ist, wenigstens eine Rolle zu spielen: Sich selbst. Deshalb leitete de Sica Laien-Darsteller an. Später sollte er auch mit echten Stars drehen, am meisten berühren mich aber de Sicas frühe Filme mit Nicht-Schauspielern. Seine aussergewöhnlichen Filme der 40er und frühen 50er Jahre - die Phase, die man Neorealismus getauft hat. Neorealismus übersetze ich vor allem damit, soziale Ungerechtigkeit aufzuzeigen. Klar gibt's noch mehr Prinzipien, aber das würde an dieser Stelle zu "wissenschaftlich" werden... Der Rückgriff auf Laiendarsteller ist sicher aus der Not heraus geboren. In Italien nach dem Krieg fehlte das Geld für solche Sozial-Dramen genauso wie heute. Es resultiert aber auch aus einer simplen Gleichung: Wenn es nur etwa 50 Filmstars gibt, die immer wieder besetzt werden - wie sollten die schon in der Lage sein, das Leben so vieler darzustellen? Als wir de Sica einmal in unserem kleinen Kino aufführten, waren die Zuschauer regelrecht aus dem Häuschen. Vollkommen begeistert! Klar, denn de Sica führt das Elend dieser Welt nicht etwa dokumentarisch auf, sondern eher in Form eines poetischen Gedichts. Shoeshine ist im Herzen - wie auch die anderen neorealistischen Filme de Sicas - ein Meisterstückchen darüber, wie Kommunikation scheitert. Alles beginnt mit einer Täuschung. Dann werden zwei Jungen, zwei Freunde, im Gefängnis in verschiedenen Zellen untergebracht. Sie werden getrennt. So verliert jeder das Vertrauen in den Anderen. Die Sprache versagt, sie verstehen einander nicht mehr. Der Mensch erreicht nichts mit Worten! Jeder steht ganz allein und isoliert von den Anderen in der Welt. Erinnert dich das an unsere derzeitige Corona Zeit heute? Mich sehr! Jeder, in seiner Einsamkeit befangen, bittet um Spenden und Darlehen oder Unterstützung. Aber es kommt keine Hilfe. Andere zu gewinnen oder zu überreden, scheitert. Keine Nächstenliebe, keine Sympathie. Solche Figuren wie die Jungs in Shoeshine existieren überall um uns herum. Aber sie werden von uns missachtet. Sie sind unsichtbar. Der Mangel an dem, was für uns nur eine kleine Geldsumme wäre, treibt sie in die Verzweiflung. Durch die Kunst de Sicas werden solche Menschen für die Dauer eines Films sichtbar gemacht! Und was geschieht mit de Sicas Helden? Oft sind sie zu moralischen Kompromissen gezwungen. Das bedeutet, das sie genau zu dem werden, was sie verurteilen. In Shoeshine entwickeln sie sich zu Mördern und Verrätern. Sie leiden einfach zu grosse Not, um zu Helden oder gar Heiligen zu werden. P.S. Die Traurigkeit in Shoeshine ist gar nicht unvermeidlich. Sie ist eine Folge der gesellschaftlichen Struktur. - FREE ON YOUTUBE Vittorio de Sica's films deal with the tragedy of everyday life. About pain - but also about the beauty of life! If you know de Sica as an actor, you will be surprised how this attractive man, who loves to be the cavalier in sentimental love comedies, could become one of the greatest tragic filmmakers ever? One thing, however, you will notice when you see de Sica's neo-realist films twice: just like his light comedies, his social dramas are great audience films! Basically, de Sica adopted a lot of what he had learned as an actor in his directing work. There is this famous statement of de Sica that EVERYONE is able to play at least one role: Yourself. That's why de Sica instructed amateur actors. Later he was to shoot with real stars, but de Sica's early films with non-actors touch me most. His extraordinary films of the 1940s and early 1950s - the phase they called neorealism. I translate Neorealism primarily as showing social injustice. Of course there are more principles, but that would become "scientific" at this point... The recourse to amateur actors is surely born out of necessity. In Italy after the war there was no money for such social dramas, just like today. But it also results from a simple equation: If there are only about 50 film stars who are cast again and again - how could they be able to portray the lives of so many? When we once screened de Sica in our small cinema, the audience was really excited. Completely thrilled! Sure, because de Sica doesn't present the misery of this world in a documentary way, but rather in the form of a poetic poem. Shoeshine is at heart - like de Sica's other neo-realist films - a masterpiece about how communication fails. Everything begins with an illusion. Then two boys, two friends, are placed in different cells in prison. They are separated. In this way each loses trust in the other. The language fails, they no longer understand each other. Man achieves nothing with words! Everyone stands alone and isolated from the others in the world. Does this remind you of our present Corona time today? It reminds me a lot! Everyone, caught in his loneliness, asks for donations and loans or support. But no help comes. Winning or persuading others fails. No charity, no sympathy. Characters like the boys in Shoeshine exist all around us. But they are ignored by us. They are invisible. The lack of what would be a small amount of money for us drives them to despair. Through the art of de Sica, such people are made visible for the duration of a film! And what happens to de Sica's heroes? They are often forced to make moral compromises. That means they become exactly what they condemn. In Shoeshine they develop into murderers and traitors. They simply suffer too much to become heroes or even saints. P.S. The sadness in Shoeshine is not inevitable. It is a consequence of the social structure.
Kommentare
Eure letzten Kommentare
Sa, 05/12/2020 - 15:09
Hat mich auch sehr stark…
Hat mich auch sehr stark gerührt. Man erkennt Europa kaum wieder. Wir dürfen froh sein, heute zu leben.
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Mi, 09/12/2020 - 18:02
Italien nach dem Krieg muss…
Italien nach dem Krieg muss furchtbar gewesen sein.
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