Mindgame, die Irreführung des Zuschauers, der Verzicht auf klassische Erzählformen oder das Spiel mit ihnen ist fast so alt wie das Kino selbst. Das komplexe verunsicherte Erzählen ist mittlerweile bereits im amerikanischen Mainstream Kino oder sogar im Fernsehen angekommen, im europäischen Autorenfilm oder im asiatischen Kino gibt es Mind Game aber schon lange. Unmarkierte subjektive Passagen, episodische mehrsträngige Erzählungen, verschachtelte Geschichten oder Rahmenerzählungen, die wiederum Rahmen und Inhalt vertauschen, gehen bis auf Das Cabinet des Doktor Caligari (1920) zurück. Traditionell lügen Filme den Zuschauer nicht an, wenn sie nicht in virtuellen Welten oder unmöglichen Situationen spielen. Die verschiedenen Versionen ein und desselben Ereignisses in Kurosawas Rashomon, die unchronologische Erzählweise von Welles Citizen Kane oder die mutmasslich fehlende Leiche in Antonionis Blow up sind Vorläufer der Mind Game Movies der 90er. Bergmans Persona bietet mehrere Perspektiven, Hitchcocks Stage fright eine lügende Rückblende, Bunuels Werk konfrontiert das Publikum mit multiplen (vgl. Elsaesser, Thomas: Hollywood heute, Berlin 2009, S. 247f.). Das europäische Autorenkino ist traditionell Mind Game aufgeschlossener, weil die Helden der oft unentschlossen handeln, während amerikanische Filme geradlinige Filmfiguren lieben. In Hollywood experimentierten nur Aussenseiter wie Orson Welles mit verrätselteten Erzählformen, während es seit dem Boom des europäischen Autorenfilms zum guten Ton gehört. Immer schon war Mind Game eine intellektuelle Spielart des Kinos, den Zuschauer zu verunsichern und so mit einzubeziehen. Er war aufgerufen, das zu hinterfragen, was er sieht. Nicht das Versinken im Film, sondern der Abstand zum Gezeigten. Mind Game ist viel mehr als nur das verschachtelte Erzählen, sondern im Grunde ein Kommunizieren mit dem Zuschauer. Es ist nicht die Zukunft des Kinos, keine Ausgeburt der Postmoderne, sondern ein Spiel für das „Kulturpublikum“. - Mindgame, the misleading of the viewer, the renunciation of classical narrative forms or the play with them is almost as old as cinema itself. The complex, insecure narrative has already arrived in American mainstream cinema or even on television, but Mind Game has existed for a long time in European auteur films or Asian cinema. Unmarked subjective passages, episodic multi-strand narratives, nested stories or frame stories, which in turn exchange frames and content, date back to Das Cabinet by Doctor Caligari (1920). Traditionally, films do not lie to the viewer if they do not play in virtual worlds or impossible situations. The different versions of one and the same event in Kurosawa's Rashomon, the unchronological narrative of Welles Citizen Kane or the presumably missing corpse in Antonioni's Blow up are precursors of the mind game movies of the 90s. Bergman's Persona offers several perspectives, Hitchcock's Stage fright a lying flashback, Bunuel's work confronts the audience with multiple perspectives (cf. Elsaesser, Thomas: Hollywood heute, Berlin 2009, p. 247f.). European auteur cinema is traditionally more open-minded about Mind Game, because the heroes of it often act indecisively, while American films love straightforward film characters. In Hollywood, only outsiders like Orson Welles experimented with puzzled narrative forms, while since the boom of the European auteur film it has been part of the good tone. Mind Game has always been an intellectual form of cinema, to unsettle and involve the audience. He was called upon to question what he saw. Not the sinking into the film, but the distance to what is shown. Mind Game is much more than just a nested narrative, but basically a communication with the audience. It is not the future of cinema, not a spawn of postmodernism, but a game for the "cultural audience".
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Kommentare
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Erste Mindgame Caligari!
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Stimmt schon. Caligari ist ja
Stimmt schon. Caligari ist ja alles Täuschung, in ihm und auf der Leinwand!
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