Die 70er des französischen Films suchten den Anschluss an die klassische Phase der Nouvelle Vague Erneuerung. Der wichtigste Auteur dieser nachfolgenden Generation war Jean Eustache, obwohl er nur einen Erfolg aufweisen konnte: La Maman et la putain (1970). Bereits sein nächster Film Mes petites amoureuses erreichte das Publikum nicht und Eustache musste fortan an unter widrigen Bedingungen Filme produzieren. Nach seinem Selbstmord 1981 legte sich ein Mythos über Eustache. Seine Filme sind schwierig zu beschaffen, so dass in den vergangenen Jahren immer wieder nachgefragt wurde und erst jetzt eine adäquate DVD vorliegt (La Maman et la putain: Code free mit englischen Untertiteln) Philippe Garrel, Nachfolger der Nouvelle Vague, inszenierte bereits Anfang der 60er Filme und verbuchte seinen ersten Erfolg mit Marie pour mémoire (1968). Berühmt wurde er durch seine Liaison mit Nico, die er in seinem Film La cicatrice intérieure auftreten liess. Liebe, Drogen und das Filmemachen bestimmten seine Filme, die immer weniger experimentell und dafür leichter zugänglich wurden. Jacques Doillon debütierte 1974 mit Les doigts dans la tête, um in den folgenden 30 Jahren genauso viele Filme zu inszenieren. Doillon ist heute nahezu unbekannt ausserhalb Frankreichs und nur manchmal stolpert man noch über seinen Namen, weil er mit Jane Birkin zusammen lebte. Maurice Pialat drehte 1970 seinen ersten langen Film mit Laiendarstellern L’enfance nue. Es folgten Filme wie Nous ne vieillirons pas ensemble und Passe ton bac d’abord… , doch auch Pialat ist heute nur noch wenigen bekannt. Bertrand Blier schuf mit Les valseuses einen der provokantesten Filme seiner Zeit und beeindruckte vor allem mit der Nonchalance, die all das ganz selbstverständlich erscheinen liess. Préparez vos mouchoirs wirkte genauso nach als erotische Komödie und bescherte Blier sogar einen Auslands Oscar. Claude Farraldos Themroc ist ein Manifest der Anarchie und präsentiert Michel Piccolli grunzend, stöhnend und röhrend als ob er nie etwas anderes getan hätte. Barbet Schroeder war der Assistent von Eric Rohmer, bevor er eigene psychodelische Filme produzierte und mit Maitresse sein Meisterwerk lieferte. Die Liebesgeschichte zwischen einem Einbrecher und einer Domina besticht vor allem durch die Kostüme von Karl Lagerfeld sowie das Set Design von Allen Jones. Francis Girod galt weniger als guter Regisseur, vielmehr arbeitete er mit grossen Schauspielern wie Romy Schneider zusammen. Trio infernal ist sein bester Film, prachtvoll ausgestattet, makaber und bösartig. Andrzej Żuławski, polnischer Emigrant, inszenierte in Frankreich L’important c’est d’aimer, eine Dreiecksgeschichte mit Klaus Kinski und Romy Schneider. Sein exzessives Kino hat ihm eine Gefolgschaft eingebracht, wie sie nur wenige Regisseure vorweisen können. Andre Techine bestritt den klassischen Weg des Kritikers der Cahiers du Cinema, bevor er Filme machte. In Erinnerung bleibt vor allem Barocco, der wie ein Filmgedicht wirkt und einen ganz eigenen Zauber ausstrahlt. Les sœurs Brontë ist konventioneller, lebt aber von den Schauspielerinnen Isabelle Adjani und Isabelle Huppert. Wie so viele Autoren der Generation der 70er ist auch Techine nur frankophilen Cineasten bekannt. Insgesamt waren die 70er kein grosses Jahrzehnt für den französischen Film. Viel weniger Filme als in den 50ern und 60ern aus Frankreich kamen in die Kinos und auch künstlerisch fehlten die grossen Namen. Vielmehr sind die 70er das Jahrzehnt der Entdeckungen: Les valseuses, Barocco, Maitresse, L’important c’est d’aimer oder La cicatrice intérieure muss man genauso aufspüren wie La Maman et la putain. Doch genau darin liegt der Reiz! - The 70s of the French film sought the connection to the classic phase of the Nouvelle Vague renewal. The most important auteur of this following generation was Jean Eustache, although he could show only one success: La Maman et la putain (1970). Already his next film Mes petites amoureuses did not reach the audience and Eustache had to produce films under adverse conditions. After his suicide in 1981 a myth about Eustache lay down. His films are difficult to obtain, so that in the past years there was always a demand for them and only now an adequate DVD is available (La Maman et la putain: Code free with English subtitles). Philippe Garrel, successor of the Nouvelle Vague, staged already at the beginning of the 60's and booked his first success with Marie pour mémoire (1968). He became famous by his liaison with Nico, which he made appear in his movie La cicatrice intérieure. Love, drugs and filmmaking determined his films, which became less and less experimental and more accessible. Jacques Doillon made his debut in 1974 with Les doigts dans la tête, in order to produce just as many films in the following 30 years. Today Doillon is almost unknown outside France and only sometimes one stumbles over his name because he lived together with Jane Birkin. Maurice Pialat shot his first long film with amateur actors L'enfance nue in 1970. It followed movies like Nous ne vieillirons pas ensemble and Passe ton bac d'abord... , but also Pialat is only known by a few people today. Bertrand Blier created Les valseuses, one of the most provocative films of his time, and impressed above all with its nonchalance, which made all this seem quite natural. Préparez vos mouchoirs had the same effect as an erotic comedy and even gave Blier an Oscar abroad. Claude Farraldo's Themroc is a manifesto of anarchy and presents Michel Piccolli grunting, moaning and roaring as if he had never done anything else. Barbet Schroeder was Eric Rohmer's assistant before he produced his own psychedelic films and delivered his masterpiece with Maitresse. The love story between a burglar and a dominatrix captivates above all with the costumes of Karl Lagerfeld and the set design of Allen Jones. Francis Girod wasn't considered a good director but he worked together with great actors like Romy Schneider. Trio infernal is his best movie, splendidly equipped, macabre and vicious. Andrzej Żuławski, Polish emigrant, staged in France L'important c'est d'aimer, a triangle story with Klaus Kinski and Romy Schneider. His excessive cinema has earned him a following that few directors can match. Andre Techine followed the classic path of the Cahiers du Cinema critic before making films. The most memorable thing is Barocco, which looks like a film poem and exudes its very own magic. Les sœurs Brontë is more conventional, but lives on the actresses Isabelle Adjani and Isabelle Huppert. Like so many authors of the 70s generation, Techine is known only to French-speaking cineastes. Overall, the 70s were not a great decade for French film. Much less movies than in the 50's and 60's came from France to the cinemas and also artistically the big names were missing. Rather the 70's are the decade of discoveries: Les valseuses, Barocco, Maitresse, L'important c'est d'aimer or La cicatrice intérieure one has to track down just as La Maman et la putain. But that's exactly the attraction!
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Kommentare
Eure letzten KommentareEs gibt so viel in der Zeit!
Es gibt so viel in der Zeit! Wer hat je von Maurice Pialat gehört? Dabei sind seine Filme so schön wie ein Traum! Und der ruppige Zulawski, der doch ganz zart ist! Und erst Eustache... Ach ja...
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Einen Eustache kannst du
Einen Eustache kannst du sogar bei youtube streamen!
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Eine runde Auswahl fürs
Eine runde Auswahl fürs gehobene Publikum, aber wo bleiben denn Louis de Funes und Pierre Richard?
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